Neuraltherapie
Das Ziel der Neuraltherapie ist es, den menschlichen Körper durch Injektion eines lokalen Betäubungsmittels zur Selbstheilung anzuregen. Ob kleine Schnittverletzung, Kopfschmerzen, grippaler Infekt oder die Entsorgung entarteter Zellen, der menschliche Körper verfügt über erstaunliche Möglichkeiten, sich selbst zu heilen. Ärzte nennen diese Fähigkeit Regulation.
Bei vielen akuten und chronischen Erkrankungen ist die Selbstregulation unseres Körpers jedoch überfordert. Die Neuraltherapie ist hier eine teils sehr effektive therapeutische Option und mitunter eine Alternative zur langjährigen Einnahme von Medikamenten. Neuere Forschungsarbeiten belegen dies und sind der Grund, warum beispielsweise die Schweizer Grundversicherung eine Schmerzbehandlung mittels Injektionen von Lokalanästhetika seit 2011 als wirksam, zweckmäßig und wirtschaftlich einstuft.
Was ist Neuraltherapie?
Neuraltherapie ist die Behandlung von chronischen oder akuten Erkrankungen mit einem Lokalanästhetikum, meist Procain. Diese Therapieform nutzt die körpereigene Steuerungs- und Ausgleichsfunktion des vegetativen Nervensystems. Durch Injektion von Lokalanästhetika wird die natürliche Selbstheilung wirksam unterstützt und teilweise überhaupt erst ermöglicht.
Wie verläuft eine neuraltherapeutische Behandlung?
Im Rahmen der eigentlichen Behandlung werden sehr geringprozentige Procain- oder Lidocainlösungen zur Bildung von Quaddeln unter die Oberhaut (intrakutan) injiziert. Es kann dabei entweder direkt in den Beschwerdeort oder das Störfeld, aber auch in das mit dem erkrankten Organ korrespondierende Hautareal bzw. in und um Nervenaustrittspunkte oder Nervenknoten (Ganglien) gespritzt werden. Zwischenzeitlich hat sich aber auch diese Therapie weiter entwickelt und es konnte festgestellt werden, dass ein positiver „Heil“-Reiz schon bei der Anwendung von Kochsalzlösung für Injektionszwecke in vielen Fällen ausgelöst wird. Es können auch eine ganze Reihe von Kombinationspräparaten mit verschiedenen homöopathischen Inhaltsstoffen in Regionen injiziert werden, die mit Procain oder Lidocain nicht mehr erreicht werden kann.
Pro Behandlung werden ca. 5-10 ml des Lokalanästhetikums, oder eines anderen, für die Neuraltherapie geeigneten Medikaments, gespritzt. Je nach Krankheitsbild und Ort der Beschwerden wird das Präparat meistens auf mehrere Einstichstellen verteilt. In einigen Fällen reicht bereits eine einzige Behandlung aus, häufig sind jedoch 5-10 Behandlungen sinnvoll, um einen dauerhaften Erfolg zu erzielen.
Wann wird Neuraltherapie eingesetzt?
- Arthrose
- Chondropathia patellae (Knorpeldegeneration der Kniescheibe)
- Colitis ulcerosa (Darmentzündung)
- Epikondylitis (Entzündung des Ellenbogengelenks)
- Fettleber
- Gicht
- Gefäßerkrankungen (z. B. Krampfaderleiden, chronisch venöse Insuffizienz)
- Harnwegsinfekte
- Gallensteine
- Karpaltunnelsyndrom (Handwurzelschmerz durch Nervenkompression)
- Kopfschmerz
- Kollagenosen (systemisch-entzündliche Bindegewebeerkrankungen)
- Lebererkrankungen
- Lumbago („Hexenschuss“)
- Lymphödem
- Migräne
- Morbus Menière (Drehschwindel mit Schwerhörigkeit und Ohrgeräuschen)
- Morbus Scheuermann (Wirbelkörperreifestörung)
- Morbus Sudeck (Folgeerkrankung gelenknaher Knochenbrüche)
- Neuralgien
- Osteoporose
- Postherpetische Neuralgie (Schmerzsyndrom nach Herpes Zoster)
- Rheumatoide Arthritis
- Rhinitis (Schnupfen)
- Roemheld-Syndrom (Herzbeschwerden aufgrund eines überblähten Magens)
- Schulter-Arm-Syndrom
- Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
- Tendopathien (Erkrankungen der Sehnen)
- Traumata (z. B. Knochen-, Muskel- oder Bänderverletzungen)
- Trigeminusneuralgie (Entzündung eines Gesichtsnervs)
- Ulcus cruris („offenes Bein“)
- Urolithiasis (Nierensteine)
Quelle: Patienten-Flyer der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke (SANTH)